Das „Blick aktuell-Interview“ mit Bruno Seibeld

Interview

BLICK aktuell: Herr Seibeld, wie beurteilen sie die Situation der jetzigen VG Untermosel?

Bruno Seibeld: Die Verbandsgemeinde Untermosel ist sehr gut aufgestellt und geht mit soliden Grundlagen in die neue Verbandsgemeinde Rhein-Mosel. Dies gilt zum einen für die Finanzen, zum anderen aber auch für die Verwaltungsstruktur und auch für die 14 Ortsgemeinden. Für die Verbandsgemeinde selbst sind die niedrigen Verwaltungskosten pro Einwohner und der relativ niedrige Schuldenstand (trotz der doch enormen Investitionen vor allem im Schulbereich und im Feuerwehrwesen) zu erwähnen. Auch sonst sind die 11 Mosel- und drei Höhengemeinden in den rund 44 Jahren nach der letzten Verwaltungsreform zu einer stabilen Einheit geworden, die auch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt haben.

BLICK aktuell: Was ändert sich für den Bürger durch die Fusion?

Bruno Seibeld: Es ist wichtig, dass für die Menschen an Rhein und Mosel auch weiterhin die wesentlichen Verwaltungsdienstleistungen an den gewohnten Standorten, d.h. in Kobern-Gondorf und in Rhens angeboten werden. Dies ist ausdrücklich in der Fusionsvereinbarung der beiden Verbandsgemeinden Untermosel und Rhens so festgelegt. Die Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass sie weiterhin den Bürgerservice der Verwaltung in Rhens und in Kobern-Gondorf in Anspruch nehmen können. Auch die dann größere Einheit sollte in der Lage sein, nach Umsetzung einer neuen Verwaltungsorganisation auf der Grundlage des Konzeptes „Gemeinde 21" des Gemeinde- und Städtebundes qualifizierte Dienstleistungen für die Menschen und die Ortsgemeinden an Rhein und Mosel zu erbringen. Ich hoffe also, dass die Menschen in erster Linie positive Veränderungen wahrnehmen.

BLICK aktuell: Welche Ziele sind in den nächsten Jahren für Sie wichtig?

Bruno Seibeld: Mit dem Start in die neue Gemeinschaft müssen zunächst die bisherigen Verwaltungsstrukturen in einer modernen Verwaltungsorganisation aufgehen. Im Vordergrund steht der Dienstleistungsgedanke - vom Bürger - für den Bürger, und es gilt der Grundsatz wie auch in der Privatwirtschaft „Der Kunde ist König". Neben dem Ziel, als Verbandsgemeinde zügig eine Kultur des modernen Dienstleisters zu etablieren ist es sehr wichtig, die Menschen an Rhein und Mosel auf dem Weg in diese neue Gemeinschaft mitzunehmen, damit auch für die Verbandsgemeinde Rhein-Mosel möglichst schnell ein starkes „Wir-Gefühl" oder auch Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt wird. Dabei ist für mich wichtig, dass die jeweilige regionale Identität - hier die Zugehörigkeit zum Weltkulturerbe Mittelrheintal und dort die Zugehörigkeit zur Terrassenmosel jeweils erhalten und gestärkt wird. Die Stärkung dieser emotionalen Ebene für die Menschen an Rhein und Mosel ist Grundlage für ein erfolgreiches Zusammenwachsen der neuen Gemeinschaft, der Menschen in den dann 18 Ortsgemeinden an Rhein und Mosel.

Die weiteren Ziele sind am Bedarf der Menschen zu orientieren wie z.B. wohnortnahe Grundversorgung (z.B. Lebensmittel, Ärzte und Apotheken) oder Entwicklung neuer Wohnformen für das Leben im Alter. Hier muss es Ziel der neuen Verbandsgemeinde sein, die Ortsgemeinden auf diesen Wegen der Entwicklung zukunftsfähiger Strukturen zu unterstützen.

BLICK aktuell: Situation der Winzer - wie kann die Politik unterstützen?

Bruno Seibeld: Wir haben Spitzenwinzer mit Spitzenweinen an Rhein und Mosel. Damit dies auch weiterhin gewährleistet ist, müssen die Winzer Marktchancen und damit auch Existenzchancen haben. Nur dann werden junge Menschen den Beruf des Winzers in unseren Weinbergssteillagen ausüben. Die Erzeugung der Weine in den Steillagen ist im Vergleich zu den Flachlagen (z.B. in der Pfalz) nur mit einem deutlich höheren Aufwand zu bewerkstelligen, weil in den Weinbergssteillagen nur sehr begrenzt ein Maschineneinsatz (z.B. bei der Lese) möglich ist. Daher muss die Politik von der kommunalen Ebene über die Vertreter in den Parlamenten von Land und Bund dafür sorgen, dass die nationalen gesetzlichen Rahmenbedingungen wie auch die europäischen Vorgaben auch für zukünftige Winzergenerationen an Rhein und Mosel Existenzchancen bieten, das heißt, gerade hier wo in den Weinbergsteillagen die Weinerzeugung nur mit einem sehr hohen Aufwand möglich ist, müssen neben der Spritzung der Weinberge mit Hubschrauber und Förderung des Wiederaufbaus von Trockenmauern in den Steillagen auch die sonstigen Rahmenbedingungen bis hin zu Lagebezeichnung und Marktrecht so gestaltet sein, dass die besonderen regionalen Produkte unserer Winzer im globalen Wettbewerb echte Marktchancen und die Winzer damit auch Existenzchancen haben.

Gerade die Winzer sind es, die mit der Bewirtschaftung der Weinberge die Landschaftspfleger Nummer 1 sind, und den wichtigsten Beitrag zur Erhaltung und Pflege unserer einmaligen Weinkulturlandschaften an Rhein und Mosel leisten. Nur eine intakte Landschaft bringt uns Chancen im Tourismus und ein starker Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Und dies bringt damit auch wiederum Marktchancen für die regionalen Produkte - die hervorragenden Weine von Rhein und Mosel.

BLICK aktuell: Tourismus: Wie sehen Sie die Chancen für die Zukunft?

Bruno Seibeld: Tourismus ist der Verbandsgemeinde Untermosel der wichtigste Wirtschaftsfaktor und die gewerblichen Dienstleister (Hotellerie und Gastronomie) aber auch die vielen privaten Anbieter von Ferienwohnungen oder Gästezimmern haben sich in hohem Maße an der Qualitätsoffensive im Gastgewerbe auf Ebene der Rhein-Mosel-Eifel-Touristik und dem Dehoga-Verband beteiligt. Ich denke, gerade die Region Rhein-Mosel hat mit den Traumpfaden und Radwegen eine solide Grundlage für die touristische Infrastruktur mit erheblichen Entwicklungspotentialen, die es in der neuen Gemeinschaft auszubauen gilt.

Eine Neuordnung der Tourismusförderung sollte auf der Grundlage des Gutachtens, an dem auch viele Akteure und Dienstleister von Rhein und Mosel mitgewirkt haben, baldigst auf den Weg gebracht werden. Aber auch hier müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen, was die Finanzierung angeht, stimmen. In jedem Falle hat die neue Verbandsgemeinde alleine mit der umfassenden Namensgebung und der bekannten Begrifflichkeit „Rhein-Mosel" eine hervorragende Ausgangsposition und Marke-tingchancen. Diese müssen genutzt und die Entwicklung attraktiver Angebote und Rahmenbedingungen vorangetrieben werden. Dass dies nicht immer einfach ist, zeigt sich z.B. bei dem von mir in der VG Untermosel seit sechs Jahren geforderten Gäste-Ticket für den ÖPNV - hier gestalten sich die Verhandlungen mit dem Verkehrsverbund Rhein-Mosel äußerst schwierig und auch mit der Unterstützung durch den Landkreis und insbesondere durch Herrn Landrat Dr. Saftig, war dies bis heute nicht zu erreichen.Dennoch, steter Tropfen höhlt den Stein - es gibt Signale der Geschäftsführung des Verkehrsverbundes, dass sich was bewegt. Wir bleiben dran!

Herr Seibeld, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Elke Petersen für die Wochenzeitung Blick aktuell Rhein-Mosel.

Nachzulesen im Blick aktuell Rhein-Mosel, Nr. 20 - 2014, 17.05.2014.

DANKE für Ihr Vertrauen!

Für das Amt des Bürgermeisters der zum 1. Juli 2014 entstehenden VG Rhein-Mosel habe ich 68,03 % der abgegebenen gültigen Stimmen erhalten.

Ich möchte mich bei allen Wählern für Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen bedanken. Ebenso bedanke ich mich bei allen Menschen, die mich in den vielen Wochen im Vorfeld unterstützt haben.

Das Wahlergebnis ist ein deutliches Zeichen für Ihr Vertrauen, aber auch Auftrag zugleich, die neue VG Rhein-Mosel mit Ihnen gemeinsam zu gestalten. Meinem Mitbewerber Christoph Stoffel möchte ich ebenfalls danken für einen äußerst fairen und sachlichen Wahlkampf.

Herzlichst Ihr
Signet Bruno Seibeld